01.06.2020
Mini-Me – gezeichnete "Selfies" im Kleinformat
Was ist denn das für ein süßes gezeichnetes Papierfräulein auf dem Foto? Das ist ein Mini-Me! Was es mit dem neuen Zeichentrend auf sich hat und wie auch Sie eine Miniversion von sich erschaffen können, verrät Ihnen Bloggerin Johanna Rundel nach ihrem Selbstversuch.
Hey, ich bin Johanna. Als passionierte Bastelfee beschäftige ich mich normalerwiese eher mit Nähmaschine, Cutter, Säge und Co. und erstelle Do-it-Yourself-Anleitungen für meinen Blog, Bücher, Magazine und Unternehmen. Aber jetzt habe ich etwas Neues ausprobiert und mich an Bleistift, Aquarellpapier und Pinsel gewagt. Ich habe für WEISS den Mini-Me- und Papierfräulein-Trend ausprobiert.
Mini-Me? Papierfräulein? Was bitte soll das sein?
Ein Mini-Me ist eine illustrierte Miniaturausgabe Ihrer selbst. Mit Bleistift, Pigmentliner und Pinsel entstehen mit etwas Übung kleine gezeichnete Abbilder. Und wenn Sie diese ausschneiden und in einer realen Umgebung fotografieren, werden daraus die sogenannten "Papierfräulein2, beziehungsweise Papierfiguren. Die kleinen Damen oder Herren reisen dann mit Ihnen herum, entdecken bekannte und unbekannte Orte und lassen Sie die Welt aus ihrer Perspektive betrachten. Mit dem eigenen Mini-Me können Sie sich kreativ ausleben und Dinge ausprobieren, die Sie sich so vielleicht nicht getraut hätten. So entstehen viele schöne Erinnerungen, die Sie in ganz besonderen Bildern festhalten können. Eine der ersten Künstlerinnen, die mit ihren Mini-Mes und Papierfräulein bekannt geworden ist, ist Annika Sauerborn alias Frau Annika. Sie hat sogar ein Buch zum Thema geschrieben, an dem ich mich bei meinem Selbstversuch orientiert habe.
Wie schwer ist es einen Mensch zu zeichnen?
Je nachdem, wie geübt Sie im Zeichnen und Aquarellieren sind, wird es Ihnen leichter oder schwerer fallen, ein eigenes Mini-Me zu erschaffen. Ich zum Beispiel habe immer viel und gerne gezeichnet. Trotzdem ist mir die Aufgabe nicht leichtgefallen: Zum einen, weil es darum ging mich selbst darzustellen und zum anderen, weil es beim Zeichnen von Menschen ganz schön viel zu beachten gibt. Kopf- und Körperform sowie Proportionen müssen passen. Und sobald Bewegung ins Spiel kommt, werden auch Schwerpunkt, Perspektive und Dynamik wichtig. Und dann ist da ja auch noch die Sache mit den Klamotten… Wer will sein Mini-Me schon nackt sehen? So wird man nebenbei noch zum Fashion-Designer und übt sich zeichnerisch im Drapieren und Darstellen von Faltenwurf um Körperrundungen. Mehr zum Thema Bleistiftzeichnungen erfahren Sie übrigens in unserem Beitrag über Bleistift Portraits.
Es ist also ganz klar: Egal ob Einsteiger oder Profi, um das Üben kommen Sie nicht herum. Vielleicht haben Sie Lust eine #minimechallenge zu starten, bei der Sie einen Monat jeden Tag eine Miniversion Ihrer selbst zeichnen? Zum Beispiel immer im aktuellen Outfit oder bei einer Ihrer Aktivitäten des Tages?
Worauf müssen Sie achten, wenn Sie ein Mini-Me entwickeln?
Wenn Sie ein Mini-Me von sich entwickeln, lernen Sie viel über sich selbst. Denn zunächst müssen Sie ganz genau beobachten: Wie sehe ich eigentlich aus? Welche Proportionen hat mein Körper? Was macht mein Gesicht unverwechselbar?
Ich habe mich beim Gesicht besonders schwergetan. Die Proportionen richtig zu treffen, den Abstand zwischen den Augen, die Länge der Nase und die Form des Kinns. Es hat einige Zeit gedauert bis ich mich in meinem Fräulein wiedererkannt habe. Natürlich habe ich auch immer wieder bei meiner Familie nachgefragt: Sieht mir das Mini-Me ähnlich?
Die Zeichnung darf außerdem nicht zu viele Komponenten haben, also nicht zu detailliert sein. Schließlich soll die kleine Figur ja später einfach und in den verschiedensten Körper- und Gesichtshaltungen reproduzierbar sein. Ich denke, Sie sollten hier nicht zu perfektionistisch sein. Fokussieren Sie sich auf zwei bis drei Merkmale, die wirklich typisch für Sie sind. Bei mir waren es die Haare, die runden Bäckchen und das knubbelige Kinn, die meinem Mini-Me Ähnlichkeit zu meinem realen Aussehen verliehen haben.
Welche Materialien und Werkzeuge brauche ich zum Mini-Me-Zeichnen?
Zum Skizzieren brauchen Sie einen feinen Bleistift, weißes Papier, ein Lineal und einen richtig guten Radiergummi. Mit einem dünnen, wasserfesten Pigmentmarker können Sie Ihre Bleistiftskizze mit schwarzen Linien nachzeichnen. Wollen Sie Ihr Mini-Me später mit Aquarellfarbe kolorieren, zeichnen Sie am besten gleich auf Aquarellpapier. Zum Beispiel auf die speziellen Aquarell-Postkartenblöcke von Hahnemühle – sie haben das perfekte Format. Dazu brauchen Sie natürlich auch einen Aquarellfarbkasten und ein paar passende Pinsel. Um aus den Zeichnungen Papierfiguren zu schneiden, nutzen Sie eine Schere oder einen Cutter. Mit Washitape und Zahnstochern können Sie die Figuren dann für ein Foto drapieren und aufstellen.
Schritt für Schritt zur eigenen Papierfigur
Raster festlegen: Zeichnen Sie mit einem Lineal eine Linie mittig auf das Blatt. Dann jeweils im gleichen Abstand zwei weitere Linien über und unterhalb der Linie. Somit haben Sie ein Raster für die Einteilung des Körpers.
Körperstruktur zeichnen: Als nächstes zeichnen Sie innerhalb des Rasters den Körper als eine Art „Strichmännchen“, um die Längen der einzelnen Körperteile zu definieren. Im obersten Segment ist der Kopf, der Schritt sitzt etwas unterhalb der Mittelinie und so weiter.
Proportionen definieren: Nachdem Sie den Körper eingeteilt haben, kommen nun die Proportionen hinzu. Dicker Bauch, schmale Taille, muskulöse Beine? Schauen Sie sich im Spiegel an und übertragen Sie Ihre Proportionen auf das Strichmännchen. Gelenke können Sie erstmal als Kreise zeichnen.
Frisur und Kleidung: Was tragen Sie gerne? Worin würde man Sie bestimmt wiedererkennen? Der persönliche Klamottenstil und die für Sie typische Frisur machen Ihr Mini-Me unverwechselbar. Außerdem können Sie mit Kleidern schwierige oder misslungene Körperpartien wegmogeln.
Mit Pigmentliner nachzeichnen: Wenn Sie mit Ihrer Skizze zufrieden sind, zeichnen Sie die finalen Linien mit einem feinen, schwarzen Pigmentliner nach. Danach radieren Sie das Raster und die Bleistiftskizze mit einem guten Radiergummi aus.
Aquarellieren: Kolorieren Sie Ihr Mini-Me jetzt noch mit Aquarellfarben, wirkt es sofort viel lebendiger. Bestimmen Sie zunächst Haut- und Haarfarbe. Starten Sie mit der hellsten Nuance und arbeiten Sie sich hin zu den dunkleren Partien. Strukturieren Sie das Gesicht mit Licht und Schatten und geben Sie auch der Kleidung einen 3-D-Look, indem Sie Falten und Beugen dunkler gestalten. Auch hierbei erfordert es etwas Übung, um einen natürlichen Look zu schaffen.
Ausschneiden, aufstellen und fotografieren: Wenn Sie möchten, können Sie Ihre Zeichnung nun noch zu einem „Papiermenschlein“ machen. Dafür schneiden Sie die Umrisse mit einer Schere oder einem Cutter exakt aus und kleben oder stecken die Figur an einen geeigneten Foto-Ort. Machen Sie ein Bild, auf dem die Papierfigur scharf, die Umgebung aber unscharf abgebildet ist. So wirkt die Figur auf dem Foto sehr real.
Mein Fazit zum Mini-Me Projekt
Mir hat es unglaublich viel Spaß gemacht, mein Mini-Me und die Papierfiguren zu entwickeln. Ich habe mich seit langem mal wieder ganz genau im Spiegel beobachtet, habe Fotos rausgekramt und mit dem Handy bestimmte Bewegungen fotografiert, um sie dann in eine Zeichnung zu bannen. Ich habe mit meiner Familie gesprochen und so auch viel darüber gelernt, wie sie mich sehen. Und ich habe ganz viel Zeichnen und Aquarellieren geübt. Außerdem ist es super lustig, die Figuren später zu fotografieren. Manchmal hatte ich schon beim Zeichnen eine Idee für ein Fotomotiv, aber oft hat sich das freche Fräulein auch einfach in ein Bild gemogelt. Klar ist: Ich bin im Mini-Me Fieber und mache definitiv weiter!
Falls Sie Lust bekommen haben, eine Mini-Version von sich selbst zu gestalten – es gibt dazu mittlerweile gute Literatur und tolle Inspirationen auf Instagram und Co.. Alle Materialien bekommen Sie natürlich in unserem Geschäft in Braunschweig. Los geht´s – wir von WEISS sind schon ganz gespannt auf Ihre tollen Mini-Me-Fotos!